Weltallspleisse für Saphire und andere…

29.06.2023

Spleisshandwerk vom Profi nicht nur für die Raumfahrt

Krzysztof Lukaszewski gehört zu den Profis in der Schweiz, wenn es um Spleissarbeiten geht. Seit 17 Jahren ist Krzysztof gelernter Seiler und Spleisser. Er hat seine Ausbildung beim Tauwerkhersteller Gleistein in Bremen gemacht und seit 6 Jahren arbeitet er bei der AirWork und Heliseilerei in Immensee, wodurch er sein Handwerk in allen Bereiche der Spleisstechnik und Nähtechniken vertiefen konnte (siehe Video am Schluss).

Dank glücklicher Umstände durfte Krzysztof Spleissarbeiten auf einer Juwel 34 ausführen und kreierte einen Rigging-Service mit dem Namen YachtTauwerk - Handmade in Switzerland.

Als ich diese Arbeiten sah , war für mich klar. Das alles und noch mehr muss auf meiner Saphire Viento umgesetzt werden. Solch perfekte Spleissarbeiten für alle Anwendungen hatte ich bisher noch nicht gesehen.

 

Grossfall mit einem Kernmantelspleiss (Schlaufe im Grossfall) und einem 5mm Softschäckel von nur 3cm Länge!

 

Kernmantelspleiss für die Fallen

Anstatt feste und schwere Schäkel oder einen Palstek zu verwenden, gibt es diese superleichte und wunderschöne Alternative. Auf den Carbonmasten möchte man keine Metallschäkel für die Fallen verwenden und der Palstek hat den Nachteil, dass er jedesmal anders ausfällt und so Markierungen auf Deck nicht möglich sind.

Der hochmodulare Doppeltgeflecht-Spleiss auch Kernmantel Spleiss mit hochfesten Dyneema-Kernen löst dieses Problem und spart Gewicht im Masttop. Ein festeingespleisster Softschäkel aus einem ausgereckten Dyneema Seil ermöglicht die schnelle Verbindung. Als Fall verwenden wir eine Liros Regatta 2000 mit einem Durchmesser von 8mm.

Der Softschäkel wird nach der Verarbeitung ausgereckt. Er ist extrem kurz (3cm), damit der Abstand vom Segelkopf zum Masttop minimal ist. Dank der kleinen, eingebauten Lasche ist der Softschäkel auch nach hoher Belastung sehr leicht zu öffnen.

Dyneema Kernmantel Spleiss (Hochmodulare Fasern) HMPE =Dyneema /Spectra

Ein Dyneema-Kernmantelseil (z.B. Liros 2000 Regata) ist ein Hightechseil, welches mit hervorragenden Eigenschaften konstruiert und hergestellt wird. Der Kern ist dabei tragend und der Mantel schützend. Es gibt Seilkonstruktionen, die einen Kern aus gerecktem HMPE haben und einen Mantel der extrem abriebfest ist, z.B. durch besondere Fasern wie Technora, welche mit hochabriebfestem PES verzwirnt zu einem Mantel geflochten sind.

Die Spleissmethode ist eine andere wie bei herkömmlichen Kernmantelgeflechten wie Doppelgeflechte, da hier nur der Kern tragend ist und die volle Kraft aus dem Kern herausgeholt werden muss.

 
 

Softschäkel aus gerecktem, 12fach geflochtenem Dyneema

Der Softschäkel ist eine elegante Lösung um Seilenden und andere Dinge an Deck gut und sicher zu befestigen. Er kann überall eingesetzt werden, wo sonst Schlaufen oder Metallschäkel verwendet werden.

Das ausgereckte Dyneema 12fach geflochtene Seil hat den Vorteil von einer längeren Lebensdauer und einer noch höheren Bruchlast. Die versteiften Litzen werden nach dauerhaftem Einsatz nicht wie Baumwolle weich und unhandlich. Durch das Ausrecken bleibt diese Konstruktion immer formstabil und die Softschäkel lassen sich nach starker Belastung immer noch leicht öffnen. Die Dyneemaseile werden mit einer Vorbelastung und Hitze gereckt. Dadurch wird das Seil im Durchmesser dünner bei gleichbleibender Festigkeit.

Das besondere Feature von Krzysztof`s Spleiss ist einerseits die minmale Grösse und andererseits die Lasche zum Öffnen des Softschäkels. Meistens ist viel Zug auf dem Schäkel und danach kann er kaum geöffnet werden.

 
 

Pigtail für die Genauschot

Die Profilösung für die Fock- oder Genauschot. Ein Pigtail ist der sogenannte Softschäkel, der in eine Schot eingespleisst ist. Er verheddert sich nicht und ist superleicht, auch zum Öffnen nach dem Segeln. Bei stark flatterndem Segel sinkt die Verletzungsgefahr drastisch und er lässt sich in den Reffholepunkt an der Fock umhängen (sofern vorhanden).

 
 

Speed Link Karabiner kombiniert mit Softschäkel und 12fach Spleiss

Wenn man dieselbe Schot für den Gennaker und den Code 0 verwendet, muss man die Schot jeweils ausfädeln und neu einfädeln, weil sie beim Gennakersegeln vor dem Code 0 liegt und beim Code 0-Segeln nach hinten umgehängt werden muss. Das ist ein aufwendiger Prozess.

Darüber hinaus möchte man aus Sicherheitsgründen die Schot auch unter Druck vom Holepunkt lösen können. Dazu dient ein Speek Link Karabiner von Wichard, welcher an einem Ende direkt mit der Schot verspleisst ist. Die zweite Schot befestigt man mit einem kurzen Softschäckel am Karabiner, so hat man die Möglichkeit eine Schot zu lösen, um sie danach wieder vor oder hinter dem Code 0 festzumachen. Das ist die Luxuslösung aller Lösungen, kostet doch der Speedlink Karabiner alleine schon SFr. 179. Ich nutze diesen Karabiner jedoch seit Jahren - früher gab es ihn sogar aus Titan - weil er sehr leicht ist und sich immer öffnen lässt und nicht an einer Reling hängen bleiben kann. Bei der abgebildeten Schot handelt es sich um eine Liros Dynasoft, ultraleicht, schwimmfägig, saugfest, geflochten aus Dynema und Polyester und mit einer extrem geringen Dehnung bei Verwendung eines Code 0. Die Schot zeichnet sich beim Segeln durch sehr geringen Widerstand aus, weil Dyneema mit Polyester verwoben wird anstatt eines Kerns. Das macht die Schot zwar etwas weniger griffig und auch auf der Winsch braucht es eine Rundung mehr, aber dafür gleitet sie mit ganz wenig Widerstand um’s Vorstag. Aus meiner Sicht eine geeignete Schot bezüglich Gewicht, Eigenschaften und Preis.

 
 
 

Vorteile dieser Lösung im Video

Demonstration Speed Link Karabiner mit Softschäkel und 12fach Spleiss an einer Liros Dynasoft 9mm Gennakerschot

 

Reling-Gurtbänder anstatt Drahtseile

Alle Saphire-Segelboote sind im Cockpit mit zusätzlichen Gurtbändern ausgestattet, damit der Steuermann bei Krängung gerade sitzen kann und trotzdem abgestützt ist. Das vermittelt auch ein Gefühl von Halt und Sicherheit, was sich positiv auf ein gutes Steuergefühl auswirkt. Die Drahtreling ist starr und ist deshalb keine gute Lösung auf Binnenseen, entspricht jedoch den Anforderungen der ISO Kategorie D.

Anstatt wie bisher mit Clip-Karabinern zu arbeiten, verwenden wir in diesem Beispiel die 3mm Softschäkel von Krzysztof, welche nicht nur leichter sind sondern auch seemännischer aussehen. Der Look ist schliesslich auch wichtig. Die Länge der Gurte kann mit einer Schnalle eingestellt werden. Zudem ist ein Gummi angenäht, damit der Gurt immer straff hinter der Schulter ist und ohne Druck nicht durchhängt. So kann der Steuermann in Böen ohne den Gurt zu suchen sich einfach zurücklehnen. Die Gurte sind in den Farben schwarz und grau erhältlich.

 
 

Tackling

Statt die Enden der Schoten und Fallen nur abzubrennen, hat man früher Tacklings verwendet. Diese lassen sich zwar auch gut selber machen, aber wenn sie vom Fachmann kommen, halten sie eine Ewigkeit.

Ein Takling verhindert das Öffnen eines Seils, welches nicht sauber abgebrannt ist und ist die seemännisch professionelle Lösung gegen das Ausfransen von Seilenden. Ein Talking hält mehr als ein herkömmliches Tape oder einfach abgebranntes Seilende und hat eine längere Lebensdauer.

 

Tackling - der perfekte Schotabschluss

 

Dyneema Relingleinen

Wer will heute noch Draht rund um’s Schiff, wenn es diese wunderbaren, seemännischen Dyneema Leinen gibt? Krzytsztof hat für die Saphire eine 6mm Dyneema Leine gewählt und mit Softschäkel vorne am Bugkorb und hinter der Relingstütze festgemacht. So kann die Leine selbst montiert werden von Menschen ohne Spleisskenntnisse. Um die Leine korrekt spannen zu können, wurde der Spannverschluss von BlueWave mit zwei Augen versehen. Die Augen mit Gewinde sind als Ersatzteile verfügbar für die metrischen M6 Rechts- und Linksgewinde.

Die Dyneema-Reling ist weich und viel angenehmer beim Ausreiten als ein herkömmliches Drahtseil. Darüber hinaus ist das Gewicht deutlich tiefer und die Optik gefällt dem geübten Seemann’s Auge.

12 fach geflochtener Brummellock Spleiss (Reling)

Der Brummellock Spleiss ist ein Spleiss den man bei einem 12fach gelochtenen Seil anwenden kann. Durch die raffinierte Technik des Ineinanderstechens klemmt er sich gegenseitig und ist vom Aufziehen gesichert. Die Kraftübertragung übernimmt der restliche Teil der in den Kern eingesteckt wird, wie bei herkömmlichen Hohlgeflechtspleissen. Durch den sogenannten Strumpf-Effekt hält der Spleiss bis zu 90 % der Bruchlast des Seil, wobei ein herkömmlicher Knoten bei einem hochmodularen Seil 60%-70% der Bruchlast einbüssen kann.

 
 

Bugsprit-Lösung für einen feste Code 0 Tack

Bei Flaute an der 50 Meilen dachte ich über die perfekte Einhandlösung für den Wechsel vom Code 0 auf den Gennaker oder umgekehrt nach. Eines der Hauptprobleme liegt darin, dass wir die gleiche Schot verwenden (siehe weiter oben) und die gleiche Tackline. Bei der Saphire fährt man den Code 0 rund 50-60cm und den Gennaker einen Meter vor dem Bug. Einhand segelnd lässt man den Bugsprit auf maximaler Länge ausgefahren und befestigt ein Gurtband mit >3 Tonnen Bruchlast für den Code 0. Dieses Gurband befestigt man unten mit einer abnehmbaren Dyneema-Leine der gewünschten Länge vorne am Bugsprit. So lässt sich der Code 0 in der Mitte des Bugsprits an einem 5mm Softschäkel befestigen und rutscht nicht nach hinten. Die Tackline bleibt dabei frei für den Gennaker. Muss der Bugsprit unverhofft und rasch eingeholt werden, rutscht das Gurtband nach vorne und die Dyneema-Leine hängt am Bug 20cm runter und stört nicht.

 
 

Festmacher mit ein oder zwei Loops, Gummidämpfer und Lederüberzug

Solch schöne massgeschneiderte Luxusfestmacher gibt’s niergends zu kaufen. Da ich selbst oft mit dem Boot unterwegs bin, belege ich die Festmacher meist an den Klampen am Steg und nutze die abglängten Schlaufen an den Tauenden für die Klampen am Boot. Dadurch länge ich die Masse nur einmal ab und lasse die Schot beim Auslaufen am Steg liegen. Wenn ich zurückkomme lege ich nur die Schlaufen über die Klampen und fertig.

Die Schlaufen können beliebig lang sein und sind 12fach gespleisst. Danach wird die Schlaufe mit hochwertigem Leder überzogen und ein Gummidämpfer in die Schot mit eingebaut, damit das Boot in der Welle nicht rutzt. So schläft es sich nicht nur bessern sondern schont auch das Material. Die empfohlene Länge für ein 8m Boot liegt bei 12m mit einem Auge auf jeder Seite. So braucht es nur zwei Schoten an Bord für die Vor- und Achterleinen sowie die Springs.

Doppeltgeflecht-Spleiss (Festmacher aus Polyester/Polyamid)

Bei einem Doppeltgeflecht-Seil ist der Kern und der Mantel beides tragend und wirken sich auf die Bruchlast aus. Beim Spleissen eines Doppeltgeflechtes ist es wichtig, dass die Eigenschaften des Seiles im Spleiss umgesetzt werden, damit die Bruchlast optimal ausgenutzt werden kann. Durch einen Doppelgeflechtspleiss verliert man in etwa 10% der Bruchlast, wobei bei einem Knoten 40%-60% der Bruchlast verloren gehen können.

Dämpfer im Doppelgeflecht eingespleisst

Der eingespleisste Dämpfer in einem Doppeltgeflechtseil ist eine elegante Lösung, die Klampen noch besser vor harten Schlägen zu schützen. So wird die Optik des Seils aufrecht erhalten und Schläge effizient gedämpft.

Beledertes Auge

Ein beledertes Auge ist nicht nur optisch einfach etwas sehr Schönes, es hat auch positive Effekte für die Festmacher bezüglich Sicherheit. Der Abrieb am Seil wird durch echtes Leder geschützt und macht es langlebiger. Darüber hinaus wertet ein beledertes Auge den Festmacher stillvoll auf. Festmacher für Bootsfahrer, die Wert auf Ästhetik und Qualität legen.

 
 

Know-How aus der Heliseilerei in Immensee

Es freut mich sehr, dass die Heliseilerei hier im Bezirk Küssnacht ansässig ist, geauso wie auch die Durrer Spezialmaschinen AG, welche für die Heliseilerei eine Prüfmaschine entwickelt hat, um die Spleissarbeiten für die Raumfahrtindustrie zu prüfen. Im nachfolgenden Video zeigt Krzysztof die Kompetenz der beiden Unternehmen aus der Innerschweiz und ich freue mich, dass wir dieses Know-How für unsere Segelboote nutzen dürfen.

 

Durrer Spezialmaschinen AG und Heliseilerei Immensee

 

Preisliste und Vertrieb

Der Vertrieb der Saphire-spezifischen Artikel wird über mich abgewicklet. Dazu findest du die Preisliste im nachfolgenden Link zum Download. Anfragen bitte direkt über das Kontaktformular oder per Telefon.

Die Preise sind für neue Produkte inkl. Fallen oder Schoten kalkuliert. Bei der Verwendung bestehender Fallen oder Schoten gibt Krzysztof gerne Auskunft über die Preisgestaltung. Gebrauchtes Tauwerk zu spleissen erzeugt Mehraufwand und kann kompliziert sein. Die Fallen und Schoten müssen eingesendet werden oder Krzysztof kommt vor Ort gegen entsprechenden Stundenansatz und Kilometerpauschale. Für solche Anfragen und alle weiteren nicht auf der Preisliste aufgeführten Arbeiten kontaktiert Krzysztof direkt oder macht eine Anfrage über seine Homepage:

YachtTauwerk
Krzysztof Lukaszewski
Seiler & Spleisser
Martisweidweg 5

6405 Immensee
+41 79 604 47 71
yachttauwerk@gmail.com